Jakob Koldings Arbeit im Rahmen des Projekts „Choreografie einer Landschaft“ zeigt, wie man mit kleinsten Mitteln nicht nur den großen Raum des Parks, sondern auch den der Erzählung und Vorstellung öffnen kann. Seine Arbeit besteht aus einem klassisch in Bronze gegossenen Stück Kohle – kein großer „Brackmann“, wie er unter Tage gebrochen wurde, sondern ein haushaltsübliches „Klümpken“ von circa zehn Zentimetern Umfang. Dieses Stückchen skulpturale Kohle wird – als habe jemand es versehentlich liegen lassen – an einem unauffälligen Ort im Bergpark platziert.
Trotz seiner Unscheinbarkeit entfaltet das winzige Stück die Kraft, eine große Erzählung in Gang zu setzen, eine Geschichte, in der das Erinnerte nicht im Denkmal, sondern in der Narration, der Spekulation und der Weitergabe zwischen den Menschen aufgehoben ist. Um das nicht leicht aufzufindende, kleine Relikt soll eine Erzählung entstehen: Wo ist es zu finden? An welche persönlichen Erfahrungen knüpft die kleine Skulptur an? Welche Bezüge stellt das Stück Kohle zum gesamten Gelände her? In dieser kleinen Mythologie wird Geschichte nicht als Erinnerung erlebt, sondern als Erzählung, die sich stets aktualisiert.
Jakob Kolding erklärt: „Die zentrale Idee des Kohlestücks ist, eine Skulptur im öffentlichen Raum in Erinnerung an die frühere Nutzung des Geländes zu installieren, als Relikt aus einem anderen sozialen, ökonomischen und physischen Raum. Es ist trotz der Umgestaltung der Landschaft noch da – als letztes Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, jedoch ohne Gefahr zu laufen, die Vergangenheit zu romantisieren oder zu stigmatisieren.“