Wo der Raum sich als unzuverlässig erwiesen hat und den wechselnden Wirkungen von Politik und Ökonomie ausgesetzt ist, haben die Menschen in der Region eine Kultur der Praxis entwickelt, die sich durch höchste Flexibilität, Pioniergeist und Einfallsreichtum im Umgang mit schwierigen Lebenslagen auszeichnet. Wo der Satz "Alles wieder anders" Raumprogramm sein könnte, haben die Menschen eigene und ungewöhnliche Strategien entwickelt, sich in diesem Raum einzurichten und zu behaupten. Arbeitergärten und Clubheime, Nachbarschaftstreffen und Tunermeeting, Fußballkult und Kumpelsolidarität sind Zeichen einer Kultur der Praxis, die sich vielmehr an menschlichen Beziehungen und selbst entworfenen Handlungsstrukturen orientiert als an repräsentativen
Räumen. Mit dieser Kultur der Praxis hat die Region aus der Not eine Tugend gemacht. Das, was andernorts noch als Modell der dezentralen Stadtlandschaft oder als “Metropolregion” diskutiert wird, hat sich hier schon selbst installiert. Praxisorientierte, flexible Nutzung und Rückaneignung von Räumen, ein unendlicher Einfallsreichtum im Erfinden temporärer Lösungen und das zwanglose Wechseln zwischen Städten und Peripherien, Zentren und Randlagen sind hier Tagesgeschäft. Die Region erfindet sich täglich neu, gerade da, wo die alten Entwürfe in die Krise geraten sind. Damit lernt die Landschaft sich neu zu konzipieren: im Patchwork der Dekaden, in den spannungsreichen Nachbarschaften verschiedenster Größen.