Choreografie
einer
Landschaft

Situation
Noch heute trennt die mächtige Geschichte des Bergwerks Lohberg und Dinslaken. Während der Stadtkern dörflich anmutet prägen die Zeichen industrieller Kultur das Ambiente des Zechengeländes. In seiner Restrukturierung wird ein Weg gesucht, der eine Tabula rasa - Mentalität vermeidet, trotzdem aber auch konsequent Platz für Neues schafft. Die Balance zwischen zu Erhaltendem, umnutzbaren Infrastrukturen und zukunftsfähigen Neubauten bestimmt den Leitgedanken der Sanierung. Das Gelände hat darüber hinaus für die Menschen in Lohberg eine ambivalente Bedeutung. Als Zeichen eines vergangenen Arbeitshintergrundes stehen die Industrieanlagen auch für schmerzhafte Einschnitte ins eigene Leben und versperren für manchen den Weg in die Zukunft. Die Frage, ob Teile der Anlage als Monumente der eigenen Geschichte gewünscht werden, wird folgerichtig zwiespältig beantwortet.

Einschätzung
Die Industriekultur hat überall in Europa imposante wie ambivalente Zeichen in der Landschaft hinterlassen. Dabei scheint der Umgang mit den Zeitzeugen weiterhin unausgewogen. Während das radikale Abräumen ganzer Arbeits- und Produktionsrealitäten einer Geschichtsamnesie gleichkommt konserviert die überinszenierte Erinnerungskultur vergangene Strukturen und hindert oft neue daran, nachzuwachsen. Wo die Menschen sich nicht mehr nach Denkmälern, sondern nach erlebbaren Landschaften der eigenen Gegenwart und Zukunft sehnen stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Geschichte und ihren Zeitzeugen.

Fragen
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem sinnvollen Umgang mit Geschichte. Wie wichtig ist Erinnerungskultur für die ehemaligen Arbeiter selbst? Konserviert sie veraltete Strukturen oder bietet sie Ansätze aus der Vergangenheit über ein offenes Jetzt in die Zukunft zu denken? Wie kann Geschichte im Hier und Jetzt aktiviert werden, um in der eigenen Aktualisierung an der Zukunft teilzunehmen?