Choreografie
einer
Landschaft

 

AktuelL
Konzept
Künstler
Themen und Orte
WerkstattVERFAHREN
ProjekTE
FacHbeirat
Empfehlung

Eröffnung
Publikation
Presse
Kontakt

     

Boris Sieverts
Haus auf der Halde / Haus am See / Tellerhaus

Konzepttext:
Haus auf der Halde/ Haus am See/ Tellerhaus sind drei Varianten einer Idee. Das bedeutet nicht, dass alle drei oder auch nur zwei dieser Varianten gemeinsam realisiert werden sollten, sondern lediglich eine von ihnen. Meine eigene Präferenz spiegelt sich in der Reihenfolge der Vorschläge wieder (A: Haus auf der Halde, B: Haus am See, C: Tellerhaus). Haus auf der Halde / Haus am See / Tellerhaus ist ein schillerndes Ding zwischen Bühnenbild und Gebäude. Es nimmt die Zerrbilder, die das Ruhrgebiet täglich produziert, ernst und führt diese Art der Bildproduktion weiter.
Haus auf der Halde / Haus am See / Tellerhaus wirft das Lohberg der Wohnstraßen wie ein Zerrspiegel in die Landschaft und den Park zurück. Es bedient sich dabei nicht des prominenten Bergmannssiedlungshauses aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts, sondern eines noch alltäglicheren und zugleich ebenfalls qualitätvollen kleinen Mehrfamilienhauses aus den 1950er Jahren, das sich durch seine Proportionen und das nach vorne hervorspringende
Treppenhaus ohne Fensteröffnung auszeichnet, wodurch über der schlichten Eingangstür ein ungewöhnlich großes, geschlossenes Stück Wand stehen bleibt. Das schafft einen kleinen, monumentalen Moment, der den gesamten Bau bei genauem Hinsehen als Skulptur erscheinen lässt, besonders wenn man ihn aus der Reihe, in der er ursprünglich
stand, isoliert, leicht im Maßstab verändert und in einen völlig neuen räumlichen Zusammenhang stellt.

Variante A: Haus auf der Halde
Diesen neuen Zusammenhang stellt, im (erweiterten) Kontext des Bergparks, die kahle Hochebene der Halde Lohberg dar. Ihre unglaubliche Weite, der spärlich bis gar nicht bewachsene Boden sowie das weitgehende Fehlen von Anhaltspunkten zur Orientierung machen aus der Halde eine „Mondlandschaft“. Das Haus auf der Halde wird dort zur verblüffenden Erscheinung. Sein gläsernes Dach und die gläserne Rückwand kennzeichnen seine Wände als Kulisse. Zugleich ist es ein echtes Gebäude und durchaus benutzbar: Als Haldenbar zu besonderen Anlässen, kleine Disko, Künstlerresidenz im Sommer, fester Stützpunkt für ein Zeltlager, Baustellenwohnung für den Bergpark und das Kreativquartier (Haus des Bauleiters), kleines Sommerkino oder Übernachtungs- und Verweilort für Wanderer und andere Touristen (siehe Observatoriums ´ „Warten auf den Fluss“). Die vordere Fassade des Hauses sowie eine Giebelwand sind der urprünglichen, in Lohberg gefundenen Fassade und Giebelwand täuschend ähnlich nachempfunden. Die zweite Giebelwand, die beim Original nicht sichtbar ist, ist neutral ausgeführt. Innen sind die Wände und der Boden hell und ruhig. Durch die großen Glasflächen von Dach und Rückwand fällt reichlich Licht.

Ausführungsvarianten
Fassade: Holzplatten auf Ständerwerk. Die Holzplatten sind mit Kunststoffputz beschichtet, der den Putz des Originals imitiert (wie bei Kirmesbauten). Oder: gemauert und echt verputzt. Da es keinen Dachüberstand gibt, werden die Schatten durch die Färbung des Putzes imitiert. Oder: Aus dem Bauschutt der Zeche hergestellt (entweder aus Trümmerziegeln gemauert oder aus Beton, der aus dem Zechenschutt und Zement vor Ort gemischt wird.

Maßstab - Wohnen in der Lohberger Follie
Das Haus auf der Halde ist auf ca. 4/5 seines Vorbilds verkleinert. Das ist eine subtile Verkleinerung sein, die man nicht sofort versteht, die aber sowohl das Haus als Objekt hervorhebt als auch das Gefühl für die Distanzen verunsichert, die das Haus zu seiner Umgebung aufbaut. Auch das Körpergefühl ist ein anderes. Die Augen sind in etwa auf Höhe der Oberkante der Erdgeschossfenster. Das ursprüngliche Haus misst 10 x 10 Meter am Boden und ist an der Traufe ca. 5,50 meter hoch. Maßstab 4:5 bedeutet demnach ca. 8 x 8 Meter Grundfläche und eine Raumhöhe
von 6 Metern bis unters Dach. bzw. 4,40 Meter bis an die niedrigste Stelle.
Innenausbau
Das Haus hat keine Zwischendecke, Treppen oder Zimmer. Sollen die Fenster in der Fassade echte Fenster sein? Dann könnte man auch zur anderen Seite hinausschauen und der Rhytmus der Fenster würde diese Wand gestalten. Aber vielleicht ist es auch besser, die Fenster nur von aussen vorzutäuschen und innen eine ruhige Wand zu haben. Das muss
man ausprobieren. Es hängt auch von der Nutzung ab. In eine ganz andere Richtung gedacht: Die festen Wände mit Spiegelfolie bekleiden! Oder das ganze Haus als Spiegellabyrinth mit Zerrspiegeln! Ein verrücktes Haus, so wie das schiefe Haus im Phantasialand, in dem das Wasser bergauf fließt. Sollte man vielleicht doch nur eine Kulisse bauen, die mit Balken abgestützt wird? Und dann ein Theaterstück aufführen?
Ausstattung
Wasser: Regenwasserzisterne, in die das Regenwasser von einem größeren Radius der Haldenoberfläche geleitet wird. Am besten als größerer Teich, in dem man auch baden kann! Trinkwasser muss man sich selber mitbringen. Strom: Auf der Halde werden mehrere Sonnenkollektoren aufgestellt. Daran hängt das Haus mit einem Kabel wie an einer Nabelschnur.
Garten
Ein Garten wäre schön. Bereits jetzt wächst an den Hängen des Plateaus die typische Spontanvegetation aus Birken und anderen Pioniergewächsen. Auch der Hang des noch höher gelegenen östlichen Haldenteils ist spärlich mit Birken bewachsen, und in den Mulden an seinem Fuße haben sich Schilffelder gebildet. Das Plateau selber ist ganz schwarz und kahl, bei großer Trockenheit silbrig grau. Von den Rändern her erobert sich das Grün langsam und beharrlich das Plateau. Erste Birken haben es bereits über die Hangkante geschafft. Wenn das Haus einen Garten bekommt, wird er zunächst wie eine Oase inmitten der schwarzen Wüste liegen und sich dann langsam, aber stetig im allgemeinen Grün auflösen. Auch das Haus wird irgendwann im Wald stehen. Vielleicht sollte man dann eine Lichtung darum freischneiden.
Der Garten müsste gute Erde bekommen und in einer leichten Mulde liegen, die dafür ausgehoben wird. Die Erde wird in die Mulde eingebracht. Der Garten ist viereckig und hat in etwa die Maße eines durchschnittlichen Lohberger Hausgartens.

Variante B: Haus am See
Das Haus am See ist in den wesentlichen Zügen baugleich mit dem Haus auf der Halde. Allerdings entfaltet es hier einen anderen Charakter. Als kontemplativer Ort kommt es nicht in Frage. Dafür spielt es hier seine Stärke als „Follie“ aus: Es ist das verkleinerte und verfremdete Zitat eines realen Gebäudes aus der Umgebung und in unmittelbarer Nähe zu dieser in eine Erholung spendende Landschaft eingebettet. Das Haus am See hat einen Steg, der auf den See führt und durch die Eingangstür des Hauses zu betreten ist. Zum See zeigt es seine „feste“ Fassade. Die Fenster können entweder tatsächliche Fenster oder „blinde“ Fenster sein. Zum Park hin öffnet es sich komplett mit seiner großen Glasfront.
Mögliche Nutzungen sind:
- Gastronomie (für den Park und den Lohberg Corso, der genau hier vorbei führt)
- Bootsverleih
- Anglerheim
- Jugendhaus
- Ausleihstelle für Spiel- und Sportgeräte
- Kiosk (in diesem Fall sollte wenigstens eines der Fenster ein „echtes“ Fenster sein)
- Infohaus Baustelle/ Infohaus Park
- Schlittschuhausleihe
- kleines Sommerkino
Das Haus am See braucht mehr Ausstattung als das Haus auf der Halde. Dafür sind auch die Wege für die Anschlüsse nicht so weit.
Das Haus am See ist auf den beigefügten Plänen und der Schnittzeichnung auf dem „Überschwemmungsstreifen“ des Lohberger Weihers eingezeichnet. Es kann auch einige Meter vom Ufer abgerückt oder auf niedrigen Pfählen errichtet sich im kleinen Masstab der Pläne aber nicht gut darstellen. Das Haus am See ist geringfügig kleiner als das Haus auf der Halde.

Variante C: Tellerhaus
Das Tellerhaus steht auf dem Rundeindicker, in der Mitte der obersten Plattform. Es kann dort frei stehen oder in die anderen dort geplanten Anlagen integriert werden. Verschiedene Nutzungen sind denkbar. Das Tellerhaus sieht von vorne aus wie das Haus auf der Halde oder das Haus am See, aber es braucht keine gläserne Rückwand, da es als Aussichtspunkt ungeeignet ist (die Aussicht besteht vom Rand des Rundeindickers, nicht von seiner Mitte). Das Tellerhaus ist ein Bild,
eine Spielerei, ein Schmankerl

 

 

   

 

map markus ambach projekte

     

im auftrag der stadt dinslaken | RAG Montan Immobilien