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Köbberling / Kaltwasser
Groundwork

in Kooperation mit electric pedal (Colin Tonks)

Konzepttext:
Auf dem Gelände der ehemaligen Zechenanlage Dinslaken-Lohberg entsteht eine Einrichtung, die Energieerzeugung nach der Ära der Nutzung fossiler Energieträger in seiner ganzen Komplexität aufgreift und auf eine praktische, nutzbare, lokale Ebene bringt. Es ist ein Kraftwerk, in dem Energie einzig mit menschlicher Muskelkraft erzeugt wird. „Der Radfahrer ist im Vergleich zu allen anderen sich fortbewegenden Lebewesen und allen anderen Fortbewegungsmitteln mit der weitaus geringesten Bewegungsenerige pro Einheit Körpergewicht aus kommt. Der Radfahrer ist ein einsamer Spitzenreiter in der Evolution der Fortbewegungsökonomie. Im Unterschied zu den Kraftmaschinen, die der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts Vorschub leisteten, vor allem Dampfmaschine und Verbrennungsmotor, ersetzt das Fahrrad nicht die Muskelkraft, sondern verlängert und effektieviert sie. Die dadurch gegebene Beschränkung und nicht etwa die Potenzierbarkeit der Kräfte wird der Ausgangspunkt für eine tatsächlich fortschrittliche Technologie“1
Das Kraftwerk ist ein aufgeständertes, langgestrecktes, großzügig verglastes Holzgebäude , das mit muskelbetriebenen Pedalgeräten ausgestattet ist, mit denen Menschen Stromenergie erzeugen oder die Energie direkt als mechanische Kraft auf mechanische Geräte übertragen können. Der Standort als Teil der mehrere hundert Jahre alten Geschichte der Steinkohleförderung ist aufgrund seiner industriegeschichtlichen Bedeutung prädestiniert für eine Nachnutzung, die das Thema zukünftiger Energieversorgung thematisiert. Sie kann beispielgebend sein für die Nachnutzung ehemaliger Förderstätten fossiler Energieträgers und anderer postindustrieller Orte. Die Steinkohle war Speichermedium einer durch Photosynthese erzeugten Energiemasse, deren Verbrennung hohe thermische Energie und den Ausstoß giftiger Gase, u.a. CO2, erzeugte. Sowohl die Förderung, die Nutzung und die Umwandlung dieses fossilen Energieträgers war mit immensem menschlichem, logistischem und energetischem verbunden, der selbst durch fossile Energie erzeugt wurde. Ein fragwürdiger Teufelskreis also. Im postfossilen Energiezeitalter nun gilt es, sich primär dem Energiesparen, der Energieeffizienz und der umweltschonendsten Energieerzeugens zu widmen. Im umweltschonenden und humane Bedürfnisse berücksichtigenden Sinne. Dafür ist Dinslaken-Lohberg ein idealer Standort. Auch deshalb, weil das Kreativ.Quartier (KQL) zum CO2 -neutralen Stadtteil wird. Genau da setzten wir mit unserem partizipatorischen Projekt „Kraftwerk“ an.
Der Kraftwerksbau wird mit geringstmöglicher externer Energiezufuhr hergestellt, ein Holzgebäude aus Recyclingmaterialien, die Baumaschinen selber werden hand- oder pedalbetrieben sein und das Haus sorgfältig in einem zeitaufwändigen, die lokale Bevölkerung aktiv einbeziehenden partizipativen Prozess handgefertigt. Die stromerzeugenden Maschinen werden vor Ort in ähnlicher Weise hergestellt. Es ein Maschinenpark mit direkten Muskelkraftübertragungen, energieerzeugende Geräte, kleine Pedalkraftwerke, Energiespeicher. Ist das Gebäude fertig und voll ausgestattet, können weitere Geräte auch im Außenraum installiert werden. Außerdem wird der gesamte Bauprozess mit Workshops einhergehen, so dass Interessierte selber erlernen können, wie sie selber Elektroenergie erzeugen können. Kraftwerk ist als nachhaltiges Langzeitprojekt konzipiert, das in einer ersten Startphase, geleitet und begleitet vom Künstlerduo Köbberling/Kaltwasser und eingeladenen
ExpertInnen mit Workshops und Pionierbauten zusammen mit den Menschen aus Lohberg und allen Interessierten zwei Jahre lang bis Sommer 2014 stattfindet. Danach wird es weiterwirken und weiterwachsen.

1. Joachim Krause „ das Fahrrad, von der kindischen Kombinatorik zur Montage, in Ruppert (1993) S. 80f.

Beurteilung des Fachbeirats:

Köbberling/Kaltwasser
„Kraftwerk“

Die Arbeit der Künstler greift viele Themen des Standorts und der Standortentwicklung auf  (Energie, Recycling, Bürgerbeteiligung, Mitwirkung etc.), verknüpft sich so stark mit dem gegebenen Kontext und involviert verschiedene Elemente (Thema Energieproduktion, gemeinschaftlich entwickeltes Bauen, Gestalten eines gemeinsamen Ortes/ einer gemeinsamen Handlungsmöglichkeit). Durch die Vielfältigkeit hat das Kunstwerk einen besonderen Reiz, verspricht eine komplexe Nutzung und wird eine reizvolle Ästhetik produzieren. Hervorzuheben ist der kollaborative Aspekt, in dem das Kunstwerk über zwei Jahre in Kooperation mit den Anliegern entstehen wird und somit eine lange Zeit zur Verfügung stellt, in der sich die Menschen mit dem Kunstwerk und den verschiedenen Thematiken auseinandersetzen und identifizieren können. Kritisch wird angemerkt, dass nicht ganz klar wird, wie die Bevölkerung für die Kooperation gewonnen werden soll und wie die Folgenutzung / -pflege erfolgen soll.

Zur Realisierung empfohlen

 

   

 

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